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IMPULSLETTER #25 • MÄRZ 2024

Lösungsorientiertes Handeln in Krisensituationen

Wir schreiben den 13. April 1970. Die US-amerikanische Raumfähre Apollo 13 ist seit zwei Tagen auf dem Weg zum Mond. 56 Stunden nach dem Start passiert es: ein Sauerstofftank explodiert aufgrund eines elektrischen Kurzschlusses. Die Raumfähre verliert daraufhin lebenswichtiges Oxygen. An eine Mondlandung ist nicht mehr zu denken. Kurz nachdem die ersten Schrecksekunden vorbei sind und der Schweregrad des Defekts erfasst wurde, greift der Kommandant des Raumschiffes Jim Lovell zum Funkgerät und leitet seinen Funkspruch mit folgenden Worten ein: «Houston, we have a problem!» 


Der Satz wird zum «geflügelten Wort»

Dieser einleitende Satz ist über die Jahre fast weltweit zum «geflügelten Wort» geworden. Viele kennen diesen Ausspruch, immer wieder findet er in bestimmten Situationen seine Anwendung. Doch warum ist dieser Satz so in unserem Gedächtnis hängengeblieben? Natürlich hat es sicherlich damit zu tun, dass diese Weltraum-Expedition schlussendlich ein erfolgreiches Ende fand und alle drei Astronauten wohlbehalten auf die Erde zurückkehrten.


Sachlich und ruhig – trotz lebensbedrohlicher Situation

Doch wenn ich mich in die Situation hineinversetze und mir diese Aussage vergegenwärtige, wird noch etwas anderes deutlich: Es ist die Art und Weise, wie der Kommandant seinen Funkspruch absetzt. Er spricht ganz ruhig, geerdet, sachlich, fast profan; er wirkt professionell wie auch selbstbeherrscht trotz grosser innerer Anspannung. Angesichts der drohenden Katastrophe und lebensgefährlichen Situation wirkt das ein wenig surreal und wider aller Erwartungen. Denn ganz spontan würde man eher ein grosses Chaos und Panik erwarten. Doch nein, die Crew bleibt ruhig und sachlich, im Handeln und im Tun – trotz aller Ängste, trotz der Gefahr, trotz aller inneren Anspannungen (was übrigens wunderbar in der Verfilmung von Apollo 13 mit Tom Hanks in der Hauptrolle in den Gesichtern zu sehen ist).


Was können wir daraus lernen?

Immer wieder führen Probleme, veränderte Situationen und Herausforderungen in Teams, Unternehmen oder Organisationen zu grossen Emotionen, zu Spannungen und Konflikten. Nicht selten wird hinter dem Rücken anderer negativ über Personen geredet, werden Schuldige gesucht oder Probleme auf einzelne Personen projiziert. Und immer wieder drehen und «wühlen» sich die Betroffenen im Problem, im Negativen; ein indirekter Versuch sich zu stärken, sich zu rechtfertigen, sich zu positionieren? 

Kürzlich sagte mir jemand dazu: «Weisst du, eigentlich ist das Problem immer 100 %» – heisst so viel wie: dominant, beherrscht alles andere, überwiegt. Mit dem Resultat, dass viele oder gar alle ihre Handlungsfähigkeit verlieren und sich ohnmächtig fühlen.

Im Fall von Apollo 13 bleibt die 3er-Crew – wie erwähnt – trotz der bedrohlichen Lage sachlich, analysiert mit ihrem Fachwissen die Situation und arbeitet konzentriert und lösungsorientiert. 

  • Was haben wir für Möglichkeiten?
  • Welche Wege führen zu einer Lösung der Situation?
  • Wer kann etwas dazu beitragen?
  • Was bringt uns weiter? 


Natürlich könnte man einwenden, dass die Crew ja angesichts des Zeitdrucks (die Energie reichte noch für 15 Minuten für einen Wechsel in die angedockte Mondlandefähre) unbedingt einen Weg finden musste, das Problem zu lösen. Diesen zeitlichen Druck haben wir in vielen alltäglichen Herausforderungen nicht, was jedoch vermehrt zu dieser oben skizzierten Gemengelage führen kann. Umso mehr kann eine sachliche Analyse und ein lösungsorientiertes Vorgehen helfen, um wieder ins Handeln zu kommen.

Das obere Foto zeigt die drei Original-Astronauten des Apollo 13-Fluges (v.l.n.r.): Fred Haise (Mondlandefährepilot), John Swigert (Kommandomodulpilot) und Jim Lovell (Kommandant).


Keine Vermutungen, sondern Fakten

In diesen Kontext passt auch die Ansage des Leiters des Mission Control Centers in Houston, Gene Kranz, an sein Team, als er merkte, dass seine Mitarbeitenden etwas zu fahrig, unfokussiert und unkonzentriert wurden: «Let's work on the problem, not make things worse by guessing. I want just facts.» Lasst uns an dem Problem arbeiten, das Problem lösen, und nicht das Problem grösser machen durch Raten oder Vermutungen. Denn so entsteht eine Ablenkung, die auch ggf. anstehende zu treffenden Entscheidungen beeinflussen kann. Und gerade im Fall von Apollo 13, aber auch in einer sonstigen Krisen- oder herausfordernden Situation, sollten Entscheidungen nicht auf Vermutungen basieren.

  • Was liegt genau vor?
  • Welche Daten haben wir?
  • Wer kann was dazu beitragen?
  • Was ist gegeben, und was nicht?


…und: Was funktioniert?

Gleichzeitig lohnt es sich, den Fokus darauf zu werfen, was funktioniert – bei Apollo 13 wie im Team. Das Raumschiff ist mehrfach getestet und geflogen, verschiedenste Anlagen funktionieren nach wie vor einwandfrei. Und man weiss, was die Technik kann. Auch im Team hilft es sich darauf zu fokussieren, was funktioniert, was die Teammitglieder können, welche Ressourcen und Kompetenzen vorhanden sind. Den Fokus auf die Fehler oder die Ursachen der Probleme zu legen, hilft nicht weiter.


Sachebene und Beziehungsebene

Wie bereits skizziert haben wir es bei Konflikten oder Problemen immer mit einem Bedingungsgefüge zwischen Sachebene (Was?) und Beziehungsebene bzw. der psychosozialen Dynamik (Wie?) zu tun. Sprich, Themen wie Führung, Vision, Motivation, Vertrauen, Haltung usw. spielen eine wichtige Rolle. Gene Kranz formuliert es gegenüber seinem Mission Control Team klar und deutlich: «We have a spacecraft up there, and that is good. And I will get it back.»Durch diese Aussage entsteht erneut eine fokussierte, zuversichtliche Handlungsfähigkeit.

Werfen wir den Blick diesbezüglich auf Teams und Unternehmen in solchen Situationen, dann bedeutet das: In Krisensituationen ist zwingend die Kompetenz der Führungsperson gefragt. Und je klarer die oben genannten psychosozialen Themen bereits vor der Problemstellung gelebt werden, desto unterstützender wirkt dies im Krisenmodus.


Weltraumdrama mit Happy End!

Nach der Explosion des Tanks vergingen knapp 88 Stunden, bis die Odysee ein Ende hatte. Nach Behebung weiterer technischer Probleme wasserte Apollo 13 schlussendlich in der Nähe des Bergungsschiffs USS Iwo Jima um 18:07:41 UT im Südpazifik.

Vielleicht verspüren Sie Lust und Interesse, den Film, der übrigens zwei Oscars erhielt, für einmal unter dem Blickwinkel des lösungsorientierten Handelns in Problem- oder Krisensituationen zu schauen? Ich persönlich finde: Es lohnt sich.

Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen, sollten Sie sich in einer solchen, eher schwierigen Situation befinden oder in Zukunft hineingeraten – ebenfalls ein Happy End!

Mit frühlingshaften Grüssen

«The problem is not the problem…
the problem is our attitude about the problem.»

Jack Sparrow, «Pirates of the Carribean»

ALLGEMEINE HINWEISE

In unregelmässigen Abständen informiere ich mit diesem Impulsletter über nützliche Entdeckungen, spannende Erfahrungen und lösungsfokussierte Inputs.
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