Wir alle kennen das: Irgendetwas läuft schief oder klappt nicht wie gewünscht. Haben Sie sich dabei auch schon ertappt, dass Ihnen in diesem Moment die Phrase «So ein Mist!» über die Lippen gekommen ist? Kürzlich erging es mir wieder einmal so. Ich arbeitete am Computer, entwickelte ein neues Seminardesign, speicherte nicht regelmässig und plötzlich war alles weg; die ganze Arbeit hatte sich in Luft aufgelöst. Und schon schoss es deutlich zu hören aus mir heraus: «So ein Mist!»
Um mich etwas zu beruhigen und meine Gedanken neu zu sortieren, begab ich mich auf einen Spaziergang und plötzlich ging mir die Frage durch den Kopf: Woher stammt eigentlich dieser Ausdruck? Und warum sagen wir das so ganz spontan in einem solchen Moment? Fragen, die in mir folgende Gedankenreise initiierte.
Vom Mist zum Kompostierprozess…
Apropos Mist: Spazierend und diesen Fragen nachgehend schweiften meine Gedanken zu einer Begegnung mit einem Bauern in unserer Nähe. Er erzählte mir voller Begeisterung von seinen Garten- und Kompostabfällen und wie sich auf seinem Betrieb pflanzliche Abfälle innert kürzester Zeit in wundervollen Humus und Dünger umwandeln lässt. Es ginge eigentlich ganz schnell, meinte er, von ganz alleine und ohne grossen Aufwand. Er müsse lediglich am Anfang mit der richtigen Grundhaltung an die Sache rangehen, den Prozess gut anstossen und dann beobachten, wie sich die Abfälle von alleine in Richtung «Humus» verwandeln. Eigentlich ganz simpel.
Vom Kompostieren zur Wandlung…
Ich erinnerte mich im weiteren Verlauf meines Spaziergangs an viele solche Wandlungsprozesse, bei mir selbst wie auch im Rahmen meiner Arbeit mit den Kunden und Teams. Und es wurde mir klar, dass sich ganz oft etwas wandelt, in uns selbst oder um uns herum – und manchmal sogar ohne dass wir gross etwas dazu beitragen müssen. Es braucht nur Zeit und Geduld. Nur abwarten. Und nichts tun. Eine Wandlung, die keinerlei Kraftanstrengung benötigt. Ganz simpel.
Und andererseits: Ist das nicht etwas, was immer wieder schwerfällt? Unser Verstand interveniert einfach zu gerne in solchen scheinbar stillstehenden Phasen mit Gedanken und Appellen: Ich muss doch jetzt entscheiden und etwas unternehmen! Das muss doch endlich vorangehen! Es muss schneller gehen! Kennen Sie das?
Von der Wandlung zur Handlungsmöglichkeit…
Doch wie gehe ich mit solchen Situationen um? Wenn ich in diesem Kontext die vom Bauern angesprochene Grundhaltung und die Prozessinitiation nehme, kommt mir das wie eine Parallele zu meiner lösungsfokussierten Coachingarbeit vor. Ich kann…
- mit meiner Situation hadern, in den Emotionen des «So ein Mist!» stecken- und hängenbleiben.
- auf den Prozess und die Zeit vertrauen und dabei entspannt und ruhig bleiben (wenn ich das kann!).
- die Situation annehmen und mich aktiv auf eine Lösungssuche begeben.
Alle Wege sind möglich. Wie ich mich in einer solchen Situation entscheide, wird merklich durch meine verinnerlichte Grundhaltung und Erfahrung beeinflusst – analog der Sichtweise des Bauern zum Kompostierprozess. Simpel einfach.
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