Wunderschön und mit einer Prise Humor wird dieses Thema in der obenstehenden Illustration dargestellt. Mehrere blinde Menschen nähern sich einem Elefanten und sollen beschreiben, was sie wahrnehmen – und was das sein könnte. Je nachdem, an welcher Stelle sie den Elefanten abtasten, ergeben sich völlig unterschiedliche Wahrnehmungen: «Das ist ein Speer». «Das ist ein Baum». «Das ist eine Wand». Doch wenn wir diese Aussagen hören – und gleichzeitig wissen, wie sie entstanden sind – , müssen wir grundsätzlich festhalten: Eigentlich haben alle recht.
Warum ist das so?
In diesem anschaulichen Beispiel wird sofort klar, wie und warum die einzelnen Personen zu ihrer Aussage kommen. Die Gründe sind offensichtlich. Jeder beschreibt seine individuelle Wahrnehmung und meint, es sei die objektive, absolute Wirklichkeit.
Und genau in dieser Erkenntnis liegt der Schlüssel für den Weg von der konstruktiven «Aus-einander-setzung» hin zu einem «Sich-für-einander-Einsetzen». Der Weg führt über das Verstehen, das Hinschauen, das Aktiv-Zuhören, das Erkennen-Wollen, aus welcher Perspektive und Haltung mein Gegenüber zu seiner Äusserung kommt – verbunden mit der Einladung «hineinzuhorchen», welche Beweggründe, welche Erlebnisse, welche Prägungen oder oft auch Ängste dabei mitschwingen.
Wie komme ich zu diesem anderen Verstehen? Eine Lösung: Perspektivwechsel!
Konflikte und Unmut sind in vielen meiner Team-Workshops und -Interventionen der Auslöser, dass man sich zusammensetzt. Die Meinungen gehen seit geraumer Zeit auseinander. Widerstand regt sich. Emotionen kochen hoch. Die Beschreibungen der anderen Teammitglieder sind hauptsächlich negativ geprägt. Befürchtungen machen die Runde. Die Gerüchteküche brodelt.
Im moderierten Kontext versuchen wir in dieser Situation in erster Linie uns gegenseitig zu verstehen, d.h. Verständnis zu entwickeln für die unterschiedlichen Positionen. Dabei heisst Verstehen nicht, dass ich ein-verstanden sein muss, sondern: Verständnis entgegenzubringen, seinen eigenen Standpunkt verlassen und versuchen den Standpunkt des Anderen einzunehmen. Es geht um die Einladung, hinter die getroffene Aussage zu schauen, hinter die Gesten und Handlungen: Warum reagiert denn eine Person so emotional bei einem Thema? Was triggert sie? Was bewegt sie? Erst dann ist es mir möglich, wirklich zu verstehen.
Dafür braucht es einen Rahmen und eine Atmosphäre, die es erlauben offen zu kommunizieren, urteilslos zuzuhören und animiert wahrzunehmen. Und Fragen – wie zum Beispiel: Wie wäre es, wenn Du an der Stelle Deines Gegenübers wärst? Wie würdest Du reagieren, wenn Du an seiner Position wärst? Was würdest Du Dir in einer solchen Lage von Deinem Gegenüber wünschen?
Und wer weiss: Vielleicht entpuppt sich mit dem Verstehen einer anderen Meinung oder Position auch die Erkenntnis: Es dreht sich, egal aus welcher Perspektive ich es betrachte, um das Gleiche – wie bei dem heutigen Datum.
Ich wünsche Ihnen gelingende Perspektivwechsel und glückliche Momente - nicht nur an Schnapszahl-Tagen.
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